„Meine Seele hängt an dir,
deine rechte Hand hält mich fest.“
(Ψ 62(63),9 EU)
RÜCKBLICK:
Begräbnisritus in jüngerer Vergangenheit (19. Jahrhundert):
* Protokollierung des Todes:
Nach dem Ableben des Papstes begab sich der Cardinal Camerlengo (Kardinalkämmerer) und der Chierici di Camera (Kammerkleriker) zur Wohnung des Papstes. (1)
Nachdem man sich vom Tod des Hl. Vaters vergewissert hatte, wurde ein Protokoll ausgestellt.
Dem Papst wurde der Fischerring (Siegelring) vom Finger abgezogen, und gleich – oder beim ersten Konsistorium (Kardinalsversammlung) – zerschlagen.
[(1) Der Camerlengo klopfte mit einem silbernen Hämmerchen an die Stirn des Verstorbenen und rief seinen Tauf- und Familiennamen.]
* Sicherung der öffentlichen Ordnung:
Regelmäßig nach dem Tod des Kirchenoberhaupts kam es zu Unruhen und (in den Privatgemächern der Päpste) zu Plünderungen. Deshalb wurden zuerst die Stadttore und die Engelsburg gesichert.
Danach wurde die große Silberglocke auf dem Kapitol (Campidoglio) geläutet, welche das Ableben des Pontifex Maximus verkündete.
Die Verwandten (Nepoten) des Hl. Vaters hatten die päpstlichen Paläste baldmöglichst zu verlassen.
* Interrimsregiment:
Bis zur Wahl des neuen Kirchenoberhauptes wurde der Vatikanstaat vom Camerlengo, und je einem gewählten Kardinaldiakon, Kardinalpriester und Kardinalbischof geleitet.
Der Camerlengo besaß das Münzrecht und wurde von der Schweizer Garde bewacht.
* Einbalsamierung des Leichnams:
Die sterblichen Überreste des Papstes wurden mehrere Tage offen aufgebahrt. Deshalb wurde versucht, den Leichnam zu präparieren, um ihn bis zum Begräbnis ansehlich zu erhalten.
Entsprechend dem spanischen Hofzeremoniell wurden die inneren Organe (praecordia) entnommen, und in der Kirche der hll. Vincenz und Anastasius (Quirinalkirche) in aller Stille beigesetzt.
Der Leichnam wurde gewaschen und einbalsamiert.
* Aufbahrung in den Privatgemächern:
Die Aufbahrung erfolgte auf einem Paradebett in einem der päpstlichen Vorzimmer. Hierfür war der Leichnam mit der gewöhnlichen Trauerbekleidung (Sotana bianca di lana, Mozette und dem Camauro rosso) bekleidet.
* Translation zur Sixtina:
War der Hl. Vater im Quirinalspalast verstorben, dann erfolgte die feierliche Überführung bei Anbruch der Nacht des dritten Tages in die Sixtinsche Kapelle.
* Aufbahrung in der Sixtinischen Kapelle:
Hierfür wurde der Verstorbene mit dem päpstlichen Ornat bekleidet.
* Translation zur Peterskirche:
Am nächsten Morgen wurde der Leichnam in die Sakramentskapelle von St. Peter getragen.
* Aufbahrung in St. Peter:
Die Füße des Verstorbenen reichten etwas durch das Gitter der Sakramentskapelle, damit die Gläubigen sie küssen konnten.
* Beisetzung:
Am Abend des dritten Tages wurde der Corpus in die Chorkapelle überführt. Es wurden die Absolutionsgebete gebetet. Anschließend wurde der Verstorbene in einen Zypressensarg gelegt. Hinzu kamen Münzen aus Gold, Silber und Kupfer – für jedes Regierungsjahr je eine Münze. Daraufhin wurde dieser Sarg in einen Bleisarg eingelötet. Der Bleisarg wiederum wurde in einen Sarg aus Ulmen- oder Kastanienholz eingefügt.
Dieser dreifache Sarg wurde für ein Jahr in eine Nische in der Peterskirche eingemauert.
Danach wurde der Verstorbene in einem Mausoleum beigesetzt.
* Novendialis:
Am dritten Todestag begannen die Novendialis (neuntägige Exequien). Während der ersten sechs Tage sangen die Kardinäle das Requiem. Am siebten, achten und neunten Tag kamen die Absolutionsgebete an einem aufgebauten Katafalk (castrum doloris) hinzu. Am letzten Tag erfolgte eine Leichenrede.
Fiel ein Tag der Novendiales auf einen Festtag, dann wurde das Requiem nicht gefeiert.
GEGENWART:
Kurzfassung:
I. Im Haus des verstorbenen Papstes
Nach dem Tod des Papstes versammeln sich bestimmte Kleriker, Verwandte und Familienmitglieder im Zimmer des Verstorbenen. Ein Arzt der Vatikanstadt protokolliert den Tod das Hl. Vaters.
Es werden die Totengebete gebetet.
Anschließend präpariert ein Arzt den Leib des Papstes. Daraufhin wird er mit roten Meßgewändern (incl. Mitra, Pallium und Kreuzstab) angekleidet und privat aufgebahrt.
Die Privatgemächer werden (bis zur Testamentsvollstreckung) versiegelt.
An der Bahre erfolgt die Totenwache (mit verschiedenen Gottesdiensten z. B. Aussegnung, Wortgottesdienst, Stundengebet, Rosenkranz, usw.).
II. In der Petersbasilika
Zur festgesetzten Stunde erfolgt die Translation des Verstorbenen in die Peterskirche.
Wenn die Prozession an der Pforte angekommen ist, wird die Allerheiligenlitanei angestimmt. Ist der Katafalk in der Basilika aufgestellt, dann wird die Überführung mit einem kleinen Wortgottesdienst abgeschlossen:
[* Aussegnung:
-- Eröffnung
-- Antiphon, und Besprengung mit Weihwasser
-- Gebet
* Prozession:
-- Psalmen: 22(23), 50(51), 62(63),2-9, 129(130)
-- Cantica: Benedictus, Magnificat, Nunc dimittis
-- Allerheiligenlitanei
* Aufbahrung:
-- Besprengung mit Weihwasser und Beweihräucherung
-- Responsorium: „Subvenite“
-- Johannesevangelium
-- Fürbitten
-- Gebet des Herrn]
Es wird Totenwache gehalten.
Die Gläubigen nehmen von ihrem Oberhaupt abschied.
Vor der Begräbnismesse werden die sterblichen Überreste in einen Zypressensarg gelegt.
In den Sarg wird ein Beutel mit Münzen und ein Dokument gelegt. Anschließend wird er verschlossen.
Im Anschluß an die Begräbnismesse (auf dem Peterspaltz) erfolgt der Ritus der letzten Verabschiedung im lateinischen und byzantinischen Ritus:
[* Letzte Verabschiedung:
-- Lateinischer Ritus: Allerheiligenlitanei, Gebet
-- Byzantinischer Ritus: Liedstrophen, Litanei für den Verstorbenen, Gebet
-- Abschluß: Responsorium, Gebet, Antiphon „In paradisum“]
III. Am Begräbnisort
Nun wird der Sarg an den Begräbnisort (z. B. Krypta von St. Peter) überführt. Der Sarg wird in einen weiteren Holzsarg, welcher innen verzinkt ist, eingelötet und mehrfach versiegelt.
Zuletzt wird der Sarg in das Grabmonument eingemauert.
IV. Novendialis
An neun aufeinanderfolgenden Tagen finden Meßfeiern für den verstorbenen Papst statt.
P.S.: Den gesamten Ablauf der Begräbnisfeierlichkeiten regelt der päpstliche Zeremoniar.