„Doch Gott wird mich loskaufen aus dem Reich des Todes,
ja, er nimmt mich auf.“
(Ψ 49(48),16 EU)
RÜCKBLICK:
Vorab einige Bemerkungen:
- Christen wählten ausschließlich die Erdbestattung
- Die Grablegungen fanden in der Nähe von Pfarrkirchen (Kirchhöfe) statt
- Die Verstorbenen wurden nach Möglichkeit mit dem Gesicht nach Osten
begraben (Ostung)
- Licht und Weihrauch sind seit der Antike bedeutende Elemente der
Bestattung
- Schwarz bzw. dunkelblau setzte sich aus mehreren Gründen als
Trauerfarbe durch
Der christliche Sterbe- und Begräbnisritus ist aus der Nachahmung (imitatio) Christi hervorgegengen:
- Krankenkommunion (Gründonnerstag)
- Lesung der Passion beim Todeskampf (Karfreitag)
- Totenwache (Osternacht)
Beispiel für einen in sich geschlossenen Begräbnisritus (8. Jhr.):
Sterbebegleitung:
- Hl. Kommunion beim nahenden Tod (Viaticum / Wegzehrung)
- Lesung aus der Passion bis zum Eintritt des Todes
Nach dem Verscheiden:
-Responsorium (Subvenite, sancti dei /
Kommt herzu, ihr Heiligen Gottes...)
- Ps 114-115(113) mit der Antiphon (Chorus angelorum /
Der Chor der Engel...)
Waschung und Aufbahrung des Leichnams:
- Ps 23(22) bzw. 93(92) mit Antiphon (De terra formasti /
Aus Erde geformt...)
Prozession vom Sterbehaus zur Kirche:
- Ps 42(41) mit Antiphon (Tu iussisti /
Du befahlst)
- Ps 4 mit Antiphon (In paradisum /
Zum Paradies mögen Engel dich geleiten...)
Gottesdienst für den Entschlafenen
- Totenwache mit Psalmen und Lesungen aus dem Buch Hiob
- Vigil
Prozession von der Kirche zum Grab
- Psalmen mit Antiphonen
Begräbnis
- Ps 118(117) mit Antiphon (Aperite mihi /
Öffne mir die Pforte der Gerechtigkeit...)
Mittelalter:
Seit dem frühen Mittelalter zeigte sich der Trend, die Wiederversöhnung mit Gott und der Kirche, auf das Sterbelager zu verschieben. Nachdem der Kranke auf dem Sterbebett dem Priester seine Sünden bekannt hatte, wurde ihm sogleich die Sündenschuld vergeben. Zurück blieb nun die noch abzuleistende Sündenstrafe (Buße). Diese konnte damals, je nach Bußkatalog, längere Zeit andauern. Da man damals davon ausgehen mußte, daß viele Menschen noch während ihrer Bußzeit verstorben waren, wurde die Heilsgewißheit der ersten nachchristlichen Jahrhunderte, durch die Furcht vor Fegefeuer und Hölle, zum Teil verdrängt.
Grundstruktur der mittelalterlichen Begräbnisse:
* Letzte Ölung (siehe Krankenliturgie)
* Sterbegebete
* Totengebete
* Prozession vom Sterbehaus zur Kirche
* Vigil (Officium für den Verstorbenen)
* Meßfeier für den Verstorbenen
* Absolutionsgebet an der Bahre
* Prozession von der Kirche zum Grab
* (Aushebung des Grabes)
* Segnung des Grabes – abschließend: Besprengung mit Weihwasser
und Beweihräucherung
* Grablegung
(* Verschließung des Grabes – anschließend: Einpflanzung eines Kreuzes)
* Abschluß (z. B.: Vespergottesdienst oder z. B.: Benediktus mit Antiphon
(Ego sum resurrectio / Ich bin die Auferstehung...))
Zu den entsprechenden Gebeten wurden mit den Glocken Zeichen gegeben:
- Erteilung der Sterbesakramente (Versehläuten)
- Totengebete (Scheidläuten, je nach Stand: Kinder, Frauen, Männer,
Geistliche, usw.)
- Prozession zum Grab (Zum letzten Geleit)
- Zum täglichen Angelusgebet am Abend (Arme-Seelen-Läuten)
Der Verstorbenen gedachte man beispielsweise am 3., 7. und 30. Todestag; an Allerseelen und am Jahrtag (anniversarium) mit Meßfeier und anschließendem Gräberbesuch.
Hinzu kamen tägliche Meßfeiern über einen bestimmten Zeitraum für einen Verstorbenen („Gregorianische Messen“).
Kinderbegräbnis:
Für getaufte Kinder, die vor erlangtem Vernunftsgebrauch (bis zum 7. / 8. Lebensjahr) gestorben waren, wurde ein eigener Begräbnisritus geschaffen. Da die Kinder bis zu diesem Alter Gutes von Bösem nicht unterscheiden können, können sie auch keine Sünden begehen. Deshalb treten sie direkt nach ihrem Entschlafen vor Gottes Angesicht. Für sie brauchen keine Gebete verrichtet werden. Dieser Begräbnisritus war von einem freudigen Charakter geprägt. Die Gebete priesen die Göttliche Bamherzigkeit. Meßfeier und Absolutionsgebet wurden weggelassen.
Es wurde volkstümlicher Brauch - als Ersatz für das Requiem - eine Messe zu den hl. Engeln (Engelamt) lesen zu lassen. Die liturgische Farbe war weiß.
Seit dem 18. Jahrhundert verbreitete sich die Verwendung von Holzsärgen nur sehr langsam. In jüngerer Vergangenheit war im Alpenraum noch „Brettlrutschen“ angesagt. Noch heute werden die verstorbenen Kartäusermönche in ihren weißen Habit eingenäht, und ohne Sarg beerdigt.
Als man begonnen hatte, die Verstorbenen nicht mehr in der Kirche aufzubahren, wurde die Begräbnisordnung gestört.
Mancherorts entwickelte sich folgender Ablauf:
- Totenrosenkranz (als Ersatz für das Offizium für den Verstorbenen)
- Aussegnung am Haus des Verstorbenen
- Prozession zum Friedhof
- Beisetzung
- Prozession zur Kirche
- Meßfeier (Requiem)
- Absolutionsgebet für den Verstorbenen an einem Sargersatz (Tumbagebete)
Im 19. Jahrhundert begann man auch auf dem Land (z. B. im Großherzogtum Baden), Friedhöfe, welche sich in der Ortsmitte befanden, aus hygienschen Gründen zu verlegen.
Das Leichenbegräbnis für einen Papst stellt ein Unikum dar. Es hat bis heute antike Gebräuche bewahrt.
GEGENWART:
Eine wesentliche Neuerung des Vat. II war, daß die Feuerbestattung (Urnenbeisetzung) erlaubt wurde!
Weitere Änderungen:
- Überarbeitete Texte
- Große Auswahl an Texten
- Tumbagebete gestrichen
- Der Begriff „Seele“ wurde weitgehend vermieden
- Es wurde eine Aussegnungsfeier in der Form eines Wortgottesdienstes
geschaffen.
- Texte zur Urnenbeisetzung wurden bereitgestellt
- Einführung von Begräbnismessen für getaufte Kinder; und für Kinder,
deren Eltern beabsichtigten es noch taufen zu wollen
- Violett – neben schwarz – als liturgische Farbe möglich
Die Beisetzung selbst hat gegenwärtig folgenden Aufbau:
- Eröffnung (z. B. Segnung des Grabes)
- Einsenken des Sarges mit einem Vers aus der hl. Schrift
- Begleitriten: Weihwasser – (Weihrauch –) Erde – Kreuz
- Gesang oder Glaubensbekenntnis
- Fürbitten
- Gebet des Herrn
- Schlußgebet
- Abschluß
In der Praxis ist aus einem traditionellen Ablauf vielerorts ein individuell gestaltetes Begräbnis geworden:
- Mit oder ohne Sterbegebete
- Mit oder ohne Totengebete
- Mit oder ohne Totenwache
- Totenwache: Totenrosenkranz oder Andacht für den Verstorbenen
- Öffentliches Begräbnis oder im engsten Familienkreis
- Mit oder ohne Aussegnungsfeier
- Mit oder ohne Meßfeier
- Meßfeier am Begräbnistag oder Sammelmesse für die Verstorbenen der
vergangenen Woche
- Erdbestattung (Sarg) oder Feuerbestattung (Urne)
- Urnenbestattung auf dem Friedhof oder an einem anderen Ort